Reisebericht 2013

13. Juni - 7. September

Spanien - Frankreich - Südengland - Belgien - Deutschland - Österreich

Drei Ziele hatten wir uns vorgenommen in diesem Sommer: Dune du Pyla an der französischen Atlantikküste, die Normandie und Cornwall in Südengland.
 
- Die Düne ist ein Muss für alle Gleitschirmflieger
- In die Normandie wollten wir der Geschichte wegen
- In Cornwall hofften wir auf Rosamunde Pilcher zu stossen...

 

Doch manchmal kommt es anders als man denkt...!

 
Noch relativ unerfahren als "reisende Neurentner" zogen wir Mitte Juni von dannen, Richtung Genf und Bordeaux. Die Sonne schien, der Himmel war wolkenlos und alles war bestens.
Auf halber Strecke suchten wir uns einen Übernachtungsplatz und fanden diesen auch prompt, dank Stellplatzführer, in Feurs, einem kleinen Dorf gleich neben der Kirche. Zum Übernachten perfekt. Es kostete nichts und die Bäckerei fürs frische Baquette am Morgen war nur ein paar Schritte entfernt.
Leider wurde das Wetter mit zunehmender Kilometerzahl immer schlechter.
An der Düne angekommen checkten wir im Camping Panorama ein.
Es war furchtbar windig, kalt und regnete meistens. Bei einem kurzen, sonnigen Abschnitt war ich mit dem Schirm an der Düne, hatte alles angezogen was ich hatte, T-Shirt, Pullover, Trainer, Regenjacke, Wanderschuhe. Es war jedoch nichts zu machen. Der  Wind heulte und zog quer zum Strand, so dass ich nie in die Luft kam. Ich rannte nur ein paarmal dem Schirm hinterher, dann verleidete es mir!  Die Motivation war ohnehin am Boden bei diesem Wetter.
Nach zwei darauffolgenden Tagen im Auto sitzend, dies bei Dauerregen, hatten wir das Gefühl, dass wir das eigentlich nicht brauchen. Besonders nicht nach so einem kalten und regnerischen Frühling! Die Wetteraussichten Richtung Normandie, Bretagne und England waren auch schlecht.
Kurzerhand drehten wir statt rechts, links ab und schwupps..... waren wir an Spaniens Sonne! Auf Nebenstrassen erreichten wir über San Sebastian und Pamplona L'Ampolla, ein kleines Fischerdorf ungefähr in der Mitte zwischen Barcelona und Valencia. (Zwischenhalt machten wir auf dem CP in Villafranca, in der Nähe von Pamplona).
 
In L'Ampolla überraschten wir Freunde, die vor Jahren hierher ausgewandert sind. Mit ihnen zogen wir 6 Tage im Ebro-Delta herum und lernten so Land und Leute kennen. Auf dem CP L'Ampolla Playa fanden wir eine perfekte Bleibe. Moderate Preise, gute Küche und das Zentrum war zu Fuss oder mit dem Rad in wenigen Minuten erreichbar. 
Hier konnten wir ausgiebig Sonne tanken, so dass wir nun unsere Reise Richtung Normandie auch bei etwas schlechterem Wetter vertragen konnten.
 
Den Rückweg an den Atlantik wählten wir über LIeida, Boltana, dem Col du Portalet in den Pyrenäen, Pau und Bordeaux. Braungebrannt erreichten wir wieder den Ausgangspunkt und...oh Wunder... das Sommerwetter hat inzwischen auch hier Einzug gehalten. 
Auf dem Weg in die Normandie übernachteten wir auf dem kostenlosen SP der Gemeinde Tonnay-Charente. Nächste Station war das mittelalterliche Städtchen Vannes. Hier  übernachteten wir auf dem Stellplatz vor dem Camping Conleau. Der Shuttlebus in die Stadt war kostenlos und verkehrte im Halbstundentakt.
Nach Vannes besuchten wir Carnac mit seinen Menhiren und Dolmen.
Über St. Malo erreichten wir die Insel Mont-Saint-Michel. Vom grossen Caravan Parkplatz aus ist das Monument bequem mit dem Rad erreichbar. Vorsicht ist geboten beim Parkieren auf dem neuen, grossen Parkplatz. Er kostet  20 Euro für 24 Stunden. Egal ob man nur 1 Stunde oder eben 24 Std. bleibt. Wer nur zur Besichtigung der Insel hierher kommt und gleich weiterfahren will, tut besser daran in einem der umliegenden Dörfer zu parkieren. Bauern und Gastgewerbe bieten billigere Parkplätze an.
Von dort fuhren wir direkt an die Omaha Beach. Der dortige CP ist genial gelegen. Auf dem treppenförmig angelegten Bereich, ausserhalb der parzellierten Plätze, fanden wir eine super Bleibe mit Sicht über den ganzen Strand.
Hier setzten wir uns in den folgenden Tagen mit der Geschichte des letzten Weltkrieges auseinander. Wir besuchten Museen, den amerikanischen Soldatenfriedhof und begingen den Strand, wo seinerzeit die Alliierten gelandet sind. Überall begegnete man Überresten von Kriegsmaterial und -einrichtungen. Bunker, Landungsboote, Flugzeugmotoren, Kanonen und dergleichen. Teils in privaten Museen, teils in Museen oder am Strand. Teils verlottert, rostig und in schlechtem Zustand. Nur im örtlichen Museum werden die Zeitzeugen sorgsam gewartet und so der Nachwelt erhalten. 
Ansonsten bietet die Gegend nicht viel Sehenswertes. Die Dörfer ringsum darben, viele Geschäfte sind geschlossen. Einkaufsmög-lichkeiten sind kaum vorhanden. Viele Häuser sind zum Verkauf ausgeschrieben.
Die wenigen Restaurants hier leben vom Tourismus, der sich trotz Hochsaison und Schulferien während unserer Anwesenheit in Grenzen hielt. Überhaupt wird sich, so denke ich, das Interesse an den hiesigen Kriegsgeschehnissen mit den kommenden Generationen weiter verflachen. Dann wird es noch enger für die Dörfer in der Normandie.
Nach einer Woche verliessen wir die Kriegsschauplätze und machten uns auf den Weg Richtung Dover. Einen Zwischenstop zum Übernachteten, legten wir auf dem CP der Stadt Treport, 140 km vor Calais, ein. Von hier aus erreichten wir Calais und per Fähre Dover mit seinen weissen, schon  von weitem sichtbaren Kreidefels-Steilküsten. Zu beachten ist hier, dass der Platz auf der Fähre via Internet im Voraus (unterwegs) gebucht werden sollte. Es verkehren täglich laufend Schiffe, so dass man sich den passenden Zeitpunkt leicht aussuchen kann. Unsere erste Überfahrt kostete 144 Euro. Die Rückreise auf der längeren Strecke von Dover nach Dünkirchen (mit Reservation) nur noch  58 Euro.
 
In Cornwall trafen wir Rosamunde Pilcher zwar nicht, wohl aber die Steilküsten und engen Strassen, die Schafe, die Pubs, die englischen Gärten, die abwechslungsreiche Landschaft und ganz unbritisch, das schöne Wetter. Mit täglich weit über 30°C war es heiss wie in Sardinien!
Man muss sich hier an einiges gewöhnen. Das Linksfahren, das Ausssenspiegel Rein- und Rausklappen beim Kreuzen auf den engen Küstenstrassen, das Hantieren mit fremder Währung und das Biertrinken aus randvoll und schaumlos gefüllten Biergläsern.
Die Engländer entpuppten sich als zuvorkommende Autofahrer, ohne Stress und Eile. Man hatte überhaupt das Gefühl, die Zeit hinke hier leicht hinten nach. Hektik scheint ein unbekannter Begriff zu sein, alles gemütlich und locker. Die meisten Häuser  haben immer noch mit die gleichen schlecht isolierten Fenstern zum Hochschieben. Die Strassen überwiegend sind holprig und in schlechtem Zustand.
Das Übernachten auf den Parkplätzen der Pups war überhaupt kein Problem. Manchmal gab es sogar nette Gespräche mit den Besitzern, erfuhr mehr über Land und Leute. Das Campieren, so hatten wir das Gefühl, ist nicht so das Ding der Engländer. Sind die von uns gewohnten CP im Süden Europas meist unmittelbar am Strand, sucht man dergleichen in Cornwall vergebens. Die von uns benutzten CP waren jedenfalls weiter weg vom Meer. Nichts destotrotz fanden wir passable Plätze mit besonderem Charme. Einmal bei einem Bauer, der seine Umgebung zum Campieren umgebaut hatte, super ruhig mit allem Drum und Dran und Platz zum Verschwenden. Einmal hoch über St. Ives mit super Sicht auf die darunter liegenden Buchten.
Genug von "Old England", den engen und schlechten Strassen und den alten Gemäuern machten wir uns nach einem Abstecher nach London auf den Weg nach Canterburry und Dünkirchen.
Zwischendurch besichtigten wir noch Windor Castle von innen und aussen und übernachteten  zweimal auf dem Car-Parkplatz im Ort. Von hier aus erreichten wir London bequem mit dem Zug.
London im Hochsommer ist übrigens eine schlechte Wahl. Die Stadt war total überfüllt mit Touristen und Schulklassen, unerträglich heiss, an einen schattigen Sitzplatz zum Ausruhen vor einem netten Lokal, war nicht zu denken. Da die Geburt des royal Babys anstand, waren wohl all die Touristen deswegen in London, nur wir nicht! So verliessen wir die Stadt und strichen die für den nächsten Tag vorgesehene Fortsetzung der Besichtigung.        
 
Über Dünkirchen in Belgien erreichten wir Rotterdam. Hier besichtigten wir die Stadt und machten eine Hafenrundfahrt.
 
Ein paar Tage verbrachten wir auf dem CP in Zevenhuizen, von wo aus wir die für Velofahrer gut erschlossene Gegend erkundeten.
Als nächstes stand Kinderdijk auf dem Programm. Hier beradelten wir die Gegend, wo noch 19 Windmühlen stehen. Zwar ausser Betrieb aber z.T. liebevoll zu Wohnhäusern umgestaltet. Früher wurden diese Windmühlen dazu verwendet Wasser in höher gelegene Kanäle zu pumpen um so das Land zu entwässern. (Die Niederlande liegen bis zu 7m unter dem Meerespiegel). Heutzutage übernehmen das moderne Elektropumpen. 
 
Schlussendlich sind wir in Amsterdam gelandet.
Der Campinplatz liegt in einem Park,  das Stadtzentrum wird normalerweise leicht mit der S-Bahn erreicht. Wegen Neubauarbeiten an den Geleisen musste dieses Jahr 2x umgestiegen werden. Zuletzt noch auf einen Ersatzbus. Dies war bei dieser Hitze und den nichtvorhandenden Klimaanlagen, ein mühsames Unterfangen! 
Während einer Grachtenfahrt betrachteten wir Amsterdam vom Schiff aus. Amsterdam war ebenfalls voller Touristen und heiss! Das Ausflugsschiff war gedeckt, man fühlte sich wie in einem Backofen! Seit 5 Wochen hatten wir keinen Regen und, ausser an 3-4 Tagen  leichter Bewölkung, immer Sonnenschein!
 

Als Abschluss unserer Reise verbrachten wir noch ein paar wundervolle Tage in Neustift im Stubaital, Österreich. Hier konnten wir ausgiebig unseren Hobbys fröhnen. Anita beim Lesen und ich beim Gleitschirmfliegen.

 

Und so fand diese Sommerreise einen würdigen Abschluss.

 

Wie erwartet fanden wir zuhause die "grüne Hölle"  rings ums Haus vor. Das Loswerden des überflüssigen "Grünzeugs" brachte uns während den nächsten 2 Wochen wieder auf den Boden der Realität zurück.