Es war anfangs Oktober und die letzten noch nutzbaren Tage für Wanderungen in diesem Jahr. Mitte Oktober schliessen die meisten Campingplätze. So auch in Zernez, idealer Ausgangsort für Wanderungen in den Nationalpark. Die Wetterprognose versprach gute Fernsicht. Um die Mittagszeit erreichten wir Zernez und erkundigten uns gleich auf dem Touristikbüro nach den Möglichkeiten. Anhand einschlägiger Literatur kann sich jeder eine der 23 Wanderrouten aussuchen die seinen Vorstellungen entspricht. Dauer und Schwierigkeitsgrad sind beschrieben und ein Diagramm zeigt die Auf-und Abstiegskurve. Wir entschieden uns für die Route Nr. 17, (Margunet, Naturlehrpfad)
Als Flachlandratten wollten wir uns nicht in Schwierigkeiten bringen und wählten daher eine Route, wo der An- und Abstieg ungefähr gleich steil verlief. Auch die Wanderzeit von ca 3.5 Std. schien uns geeignet. Man bedenke, dass der Nationalpark in seiner Natürlichkeit belassen wird und somit keine Bergbahnen und Restaurants zur Verfügung stehen. Es gilt, sich auf alle Möglichkeiten vorzubereiten. Plötzlich auftretende Wetterumschwünge sind zu berücksichtigen, entsprechende Kleidung und auch Verpflegung muss mitgenommen werden.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Campinplatz in Zernez. Am nächsten Morgen fuhren wir zum Ausgangsort unserer Wanderroute, auf den Parkplatz Nr. 7, ein gutes Stück hinauf Richtung Ofenpass.
Die Flora ist um diese Jahreszeit nicht gerade überwältigend.
Dafür sind die prächtig golden glänzenden Lärchenwälder eine Augenweide und nur im Herbst zu bewundern. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit waren doch einige Wanderer unterwegs. Mit dem Feldstecher machten wir einige Gruppen Gemsen und Steinböcke aus. Ein paar Bergdolen kreisten über unseren Köpfen, wohl wissend, dass beim Pick-nick ein paar Brosamen für sie herausspringen würden. Mit Informations-tafeln entlang des Weges werden die Bewohner dieses Lebensraumes vorgestellt und beschrieben.
Es herrschte ideales Wanderwetter, wir genossen die für uns ungewohnte und unberührte Bergwelt. Nach ca. 4 Std. erreichten wir unseren Ausgangsort. Leider waren die Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht sehr rosig. Weder die Flucht über den Ofenpass in den Süden, noch in irgendeine andere Richtung zeichnete sich ab, um dem Schlechtwetter zu entrinnen. So beschlossen wir solange wie möglich in der Gegend zu bleiben. Die folgende Nacht verbrachten wir wild, in einem Waldstück auf dem Weg nach Savognin (siehe unter "Savognin").
Zurück von der Wanderung im Nationalpark dislozierten wir nach Savognin. Da die Wetteraussichten für diesen Tag noch akzeptabel prognostiziert wurden, entschlossen wir uns zu einer Wanderung am Piz Martegnas ob Savognin. Der aufkommende Wind verhiess nichts Gutes und so stiegen wir in der Mittelstation Somtgant aus und machten uns auf die Socken Richtung der unteren Station Tigignas. Eine Wanderung von ca. 3 Std. Der Wind liess nach in den unteren Regionen und die Lärchenwälder schimmerten goldig im Sonnenlicht. Die Wanderpfade waren zum Teil glitschig nass vom Nebel und den vorangegangenen Regenschauern. Spuren, die den Spätherbst ankündeten.
In Restaurant Station Tigignas stärkten wir uns mit einem verspäteten Mittagessen und fuhren anschliessend mit der Gondelbahn hinunter nach Savognin.
Fazit: Der Spätherbst ab Mitte Oktober eignet sich nur bedingt für Wanderungen in diesen Regionen. Ausser den farbenfrohen Wäldern gibt die Natur nicht mehr viel Abwechslungsreiches her. Auch das Wetter wird zusehends garstiger und unberechenbarer. Zudem schliessen die meisten Campingplätze Mitte Oktober. Ein untrügerisches Zeichen, dass die Wandersaison zu Ende geht.
Über die Lenzerheide erreichten wir Chur und die Autobahn. Ab Luzern wählten wir den Weg nach Hause über Land. Ausschau haltend nach einem geeigneten Gasthof um endlich dem langersehnten Wildessen zu frönen, schliesslich war Jagdsaison! In Wolhusen wurden wir fündig und so fand der Ausflug einen würdigen Abschluss.